Tag 3, 25. Februar 2019: Kullen – Vilhelmina (Schweden)

Gefahrene Kilometer: 724
Fahrzeit: 13,5 Stunden
Landesgrenzen: keine
Temperatur am Zielort: 4° C

Die Schweden haben schon echt eine lustige Sprache. Habt Ihr gewusst, dass „Taschenlampe“ auf Schwedisch „Ficklampa“ heißt? Und die Super-Fledermaus, die in Gotham City für Ordnung sorgt, nicht etwa Batman, sondern „Läderlappen“? Auch die Ortsnamen auf unserem Weg zaubern uns so manches Schmunzeln ins Gesicht. Hier eine kleine Auswahl: Leksand, Nusnäs, Gesunda, Källbäcken, Bängbro (mein persönlicher Favorit), Boggsjö, Feskviken, Rörström. Außerdem im Trend: Frauennamen. Unsere Route küsst Ludvika, Dorotea und Vilhelmina – wobei die beiden letzteren uns einen eher zickigen Empfang bereiten. Dazu jedoch später mehr…


Der Tag beginnt mit Rührei und eingelegter Paprika, zubereitet von Schwabenstahl-Meisterkoch Stefan und Beiköchin Tanja (wunderschön geschnitten, die Paprika, wirklich wunderschön!). Danach stopfen wir unser Hab und Gut wieder in die Autos, die friedlich vor der Hütte parken, in der wir heute eine (für die meisten) sehr angenehme Nacht verbracht haben – natürlich nicht, ohne sowohl abends als auch morgens zu duschen. Wer weiß schon, wann wir wieder mal einen solchen Luxus genießen können.
Das Anwesen, auf dem wir genächtigt haben, nennt sich übrigens Mieps Huset und gehört Marcel, einem Holländer. Der hat das Gelände vor anderthalb Jahren gekauft, weil ihm Holland zu voll war. Hier, zwischen Bäumen, Elchen und Eisflächen fühlt er sich viel wohler – freut sich aber immer über Gäste aus Mitteleuropa. Wenn Ihr irgendwann mal in der Gegend sein solltet und eine Bleibe sucht: bei Marcel und seiner Frau Petra seid Ihr willkommen.
Einen Elch aber erblicken wir in Kullen leider keinen – obwohl wir inständig versuchen, eins der Viecher mit (zugegeben etwas armseligen) Brunftrufen aus seiner Deckung zu holen. So ziehen wir wieder von dannen, schlittern behutsam den vereisten Waldweg hinunter, den wir gestern Nacht hinaufgekurbelt sind und wechseln anschließend auf die unvermeidliche Fernstraße E45 Richtung Norden.


Danach passiert erst mal nicht allzu viel. Die E45 ist nämlich weitgehend unspektakulär. Links und rechts Birken, Fichten und Kiefern bis zum Horizont, dazwischen Schnee, wenig Autos – und entsprechend Abwechslung. Zum Gähnen. Um der akuten Reizarmut ein wenig zu entfliehen, entscheiden wir uns daher immer wieder, ein paar Abstecher querfeldein auszutesten. Die führen uns zwar auch immer wieder auf die Schnellstraße zurück, machen aber viel mehr Spaß als stur nur geradeaus zu fahren. Von blankem Schotter über Eis bis zu geschlossener Schneedecke ist da alles dabei – so bleibt man beim Fahren wenigstens konzentriert!
Allerdings kosten uns die kleinen Ausflüge leider auch jede Menge Zeit. Und da wir selbst im Nationalpark, den wir durchfahren, weder Elch noch Bär noch Rentier noch Wolf noch irgendwas erspähen können, beschließen wir, uns für den Rest des Tages doch mit der E45 anzufreunden. Mit einer klitzekleinen Ausnahme: Das Roadbook legt uns für heute einen Abstecher in den Ort Borgvattnet ans Herz. Dort soll es ein Geisterhaus geben, vor dem wir einen von uns – als Geist verkleidet – entsprechend in Pose setzen sollen. Ich persönlich finde das ja ziemlich bescheuert, aber wir fahren trotzdem mal hin – vielleicht ist das Geisterhaus ja cool.


Ist es nicht. Sondern ziemlich unscheinbar, auf einer Anhöhe, für die man einen spiegelglatten Aufstieg auf sich nehmen muss – um dann festzustellen, dass die Spukhütte verschlossen und verriegelt ist. Da wir nun aber schon mal hier sind, stellen wir Barney im improvisierten Geisterlook kurz vor die Haustür, knipsen das obligatorische Foto und rutschen dann wieder zurück nach unten. Zwischenzeitlich erreichen uns über die Baltic Sea-WhatsApp-Gruppe immer mehr Warnungen: Auf der letzten Etappe zwischen Dorotea und dem Tagesziel Vilhelmina soll die Hauptstraße komplett vereist sein – eigentlich schwer zu glauben bei 4 Grad Plus, aber der Boden ist eben doch tückisch kalt, da friert das Tauwasser gern mal fest. Wir sind also gewarnt und tasten uns entsprechend vorsichtig voran. Vor allem, weil wenig später noch weitere Hiobsbotschaften eintrudeln: Der Unimog vom Team Dynamo Tresen ist abgeflogen und steckt nun auf der Gegenfahrbahn im Schneehaufen. Auch andere Teams melden den einen oder anderen unfreiwilligen Ausritt. Als wir anderthalb Stunden später die inzwischen geräumte Unfallstelle passieren (ein riesiges Loch im Schnee zeugt noch davon), wissen wir längst, dass die Warnungen mehr als berechtigt waren. Stellenweise könnte man auf der E45 problemlos Schlittschuhlaufen – Autofahren gestaltet sich dagegen eher suboptimal. Die letzten 100 Kilometer bis zum Ziel werden deshalb zur Geduldspartie, bevor wir gegen 22.30 Uhr endlich – unversehrt – das anvisierte Hotell Wilhelmina erreichen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Teams ziehen wir es jedoch vor, nach einem letzten Absacker in der Hotel-Lobby heute wieder in Sichtweite des Hotels in den Autos zu pennen – zum Entsetzen des Rezeptionisten: „Fuck, you`re really hard guys!“
Morgen schon werden wir Schweden verlassen und stattdessen Norwegen unter die Räder nehmen. Aber davor werden wir unsere Volvos noch einmal ordentlich aufs Glatteis führen. Seid gespannt!

Add a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert